FIAT – Viele Marken unter einem Konzerndach
Das Kürzel FIAT steht für „Fabbrica Italiana Automobili Torino“, also italienische Autofabrik Turin. Im Jahre 1899 schloss sich ein Konsortium aus neun Personen zusammen. Darunter war auch Giovanni Agnelli Senior. Dieses Konsortium sollte die Produktion von italienischen Automobilen verwirklichen.
Am Anfang stand der Motorsport
Das erste Modell aus der FIAT-Werkstatt war im Gründungsjahr der 3 ½ HP, von dem etwa 20 Exemplare hergestellt wurden. Schon sehr früh legte das junge Unternehmen sein Hauptaugenmerk auf die Übernahme kleinerer Werke. So schaffte FIAT verschiedene Gesellschaften sowie ausgegliederte Strukturen. Das Gründungskonsortium versprach sich hiervon ein schnelleres, stetiges Wachstum und einen größeren Profit. Schon im Jahr 1903 wurden FIAT-Modelle wie der 12 HP nach Frankreich, England oder auch in die Vereinigten Staaten exportiert. Der Kerngedanke jener Zeit aber war es Rennsportwagen für den Motorsport zu entwickeln. Diese sollten vor allem in Italien Konstrukteure, Entwickler und Fahrer begeistern.
Auch spätere Automobilhersteller, wie beispielsweise Vincenzo Lancia, waren zuvor Rennfahrer bei FIAT. Während Anfang des 20. Jahrhunderts der Automobilsport in Europa gegenüber anderen Bereichen wie etwa der Luftfahrt in den Hintergrund geriet, hielt das Interesse in den USA an. Im Jahr 1911 wurde der S 74, ein Modell mit einem Vierzylinder-Doppelblockmotor und 14 Litern Hubraum mit 190 PS entwickelt. Dieser wurde sodann beim Großen Preis der USA eingesetzt. Gegen die mächtigen, damals knallrot lackierten FIATs war die Konkurrenz chancenlos. Weitere bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs entwickelte Rennwagen waren noch bis Mitte der Zwanziger Jahre auf vielen Rennstrecken der Welt erfolgreich. Ein umgebauter FIAT SB4 aus dem Jahr 1908 wurde noch im Jahr 1924 modifiziert. Er erzielte unter dem Namen FIAT Mefistofele mit 234,9 km/h den Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge.
Zeit des Wandels für FIAT
Wie kaum ein anderer Automobilkonzern seiner Zeit verstand es FIAT, die Erfolge aus dem Rennsport in lukrative Verkaufs- und Exporterfolge umzumünzen. Hierbei standen vor allem der stetige Wechsel der Modellpalette und die verschiedenen Variationen der einzelnen Fahrzeuge im Vordergrund. Der erste Exportschlager war der FIAT 501 mit 1500 Kubikzentimetern Hubraum und 23 PS. Von diesem wurden bis zum Jahr 1926 etwa 45000 Stück produziert. Um den Verkauf seiner Fahrzeuge weiter zu steigern, führte FIAT im Jahr 1925 die erste Automobilfinanzierungsmöglichkeit ein. Zwei Jahre später stellte man den Rennwagen vom Typ 806 vor. Das innovative Fahrzeug verfügte über einen 1500 Kubikzentimeter 12 Zylinder Kompressormotor und leistete 187 PS. Obwohl der 806 auf Anhieb den Großen Preis von Monza gewann, zog sich FIAT danach zunächst aus dem Motorsport zurück. So konnte sich der Konzern zunächst ganz der Massenproduktion von Serienfahrzeugen widmen.
Anfang der Dreißiger Jahre stellte FIAT den 508 Balilla vor, der später auch FIAT 1100L hieß. Er wurde in verschiedenen Versionen bis zum Jahr 1953 gebaut. Der 508 war der bis dato populärste FIAT – ein Wagen für das italienische Volk. Er wurde in den Varianten Limousine, Spider und Torpedo verkauft. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg vergab FIAT Lizenzen für die Produktion bestimmter Fahrzeugmodelle. So wurde in Deutschland der NSU-FIAT, in Frankreich der Simca-FIAT und in Polen der Polski-FIAT gebaut. In späteren Jahren kamen noch andere Lizenznehmer wie der spanische SEAT-Konzern oder auch Lada in Russland dazu. Im Jahr 1936 erschien der FIAT 500 Topolino, der nach lang geplanter Konzeption der erste minimalistische Kleinwagen mit zwei Sitzen war. Auch er wurde in Serienproduktion von FIAT umgesetzt.
FIAT’s Streben zum Weltkonzern
Im Jahr 1950 erschien der FIAT 1400. Das Modell war der erste FIAT-Personenkraftwagen mit selbsttragender Karosserie. Das Modell 1100 Nuova wurde im Jahr 1953 präsentiert und erwies sich ebenso als großer Erfolg. Seine Produktion lief bis in das Jahr 1970, in Lizenz wurde der 1100 Nuova in Indien sogar bis zum Jahr 2001 gefertigt. Die Geburt eines Kultautomobils, das bis zum heutigen Tage nachwirkt und in einer Neuauflage auch jetzt wieder seine Liebhaber findet, erfolgte 1957. Mit dem FIAT 500 Nuova gelang dem Konzern die Schaffung eines kleinen, runden und faszinierenden Fahrzeuges, welches ein Stück Automobilgeschichte schreiben konnte.
Große italienische Marken in einem Konzern
Die Schaffung einer großen europäischen und internationalen Marke im Rahmen der FIAT S.p.A (Società per Azioni – Gesellschaft auf Aktienbasis), war ab dem Jahr 1966 Gianni Agnelli, dem Enkel des Firmengründers, vorbehalten. Seit dieser Zeit intensivierte der Konzern Firmenübernahmen, Beteiligungen und Kooperationen. Viele traditionsreiche italienische Automobilmarken wie Lancia, Maserati, Alfa Romeo, Autobianchi gingen im FIAT Mutterkonzern auf. Sogar beim ruhmreichen und sagenumwobenen Rennsportwagengiganten Ferrari erlangte FIAT eine Mehrheitsbeteiligung. Mit diesem Engagement war der Konzern auch wieder dem Motorsport verpflichtet. Zahlreiche spätere Erfolge von Ferrari in der Formel 1 oder auch dem Serienrallyeweltmeister Lancia waren damit auch auf die FIAT-Mutter zurückzuführen.
Das Erfolgsmodell von FIAT
1966 war auch das Jahr, in dem eines der meistproduzierten FIAT-Modelle präsentiert wurde. Der FIAT 124 wurde nicht nur in Italien, sondern auch in der Türkei bei Tofas, in Spanien als Seat 124 und in der Sowjetunion als Lada 1200 gefertigt. Obwohl Anfang der 70er Jahre viele Autohersteller mit Rost zu kämpfen hatten, stand FIAT besonders im Ruf von Qualitätsmängeln und Korrosionsproblemen. Dennoch hielt der Erfolg mit Modellen wie dem FIAT 126, FIAT 127, FIAT 128 oder dem FIAT Dino Coupé und dem FIAT 124 Spider an. FIAT produzierte und verkaufte zu dieser Zeit europa- und weltweit mehr Fahrzeuge als Volkswagen. Somit war das „Agnelli-Imperium“ der größte Automobilkonzern Europas. Ein riesiges FIAT-Werkstatt Netz durchzog Europa. Es folgten weitere Kooperationen, beispielsweise mit Peugeot und Saab.
Wechsel in die Moderne
Um der vorherrschenden Krise bei vielen großen Automobilherstellern zu begegnen, verkleinerte FIAT die viel zu breit gefächerte Modellpalette. Uno, Panda, Punto hießen die neuen Fahrzeuge, die den unternehmerischen Erfolg zurückbringen sollten. Dennoch dauerte es lang, bis zum Jahr 2007, als mit der Einführung des neuen FIAT 500 und des neuen FIAT Panda ein größerer Durchbruch wie in früheren Zeiten gelang. Mit der Produktion von Kleintransportern und Transportern wie dem Doblo, der auch bei Opel als Combo vertrieben wird, sowie dem Fiorino und Ducato konnte der Konzern bereits zuvor Marktanteile zurückgewinnen.
Heute besteht die FIAT Group oder auch FIAT FCA (FIAT Chrysler Automobiles) als modernes, saniertes Unternehmen. Der rechtliche Hauptsitz liegt in Amsterdam und die operative Gesamtzentrale in London. Durch die traditionelle Zusammenarbeit mit der französischen PSA-Gruppe (Peugeot Société Anonyme) und weiteren Kooperationen sowie jungen, dynamischen und innovativen Fahrzeugmodellen, darunter auch Jeep und dem neuen FIAT Spider, gelang es dem Konzern Kontinuität, aber vor allem auch Stabilität wieder zu erlangen.